Dezember 2022 AcademyConsulting

Unveränderbar Teil 2 – Prämissen für eine erfolgreiche Veränderung

Wie können wir am besten Krisen begegnen? Das ist eine scheinbar nicht zu bewältigende Frage, aber dennoch scheint unser erster Impuls stets der gleiche zu sein:
 

 „Wer war das?“

Es dauert nie lange bis wir angebliche Schuldige gefunden oder sogar erfunden haben. Es scheint eine fundamentale menschliche Verhaltensweise zu sein, für Veränderungen eine:n klare:n Verursacher:in zu finden. Gerade wenn es sich um eine Krise handelt, also die Veränderung tief in unser Leben einzugreifen scheint. Und diese Krisen begleiten uns scheinbar immer häufiger und immer dauerhafter.


Also wie schaffen wir es, mit störungsintensiven Veränderungen und Krisen nachhaltig umzugehen?


Hierbei helfen uns zwei grundsätzliche Prämissen:

 

  1. Müssen wir die Suche nach Versusacher:innen als das anerkennen, was es ist: eine Schutzreaktion. Die Suche nach einem Schuldigen hat für uns in diesen Zeiten eine wichtige Entlastungsfunktion: „Ich konnte da gar nichts dafür! Das waren die …“ Die Punkte sind dann meist mit einer Nation, einem Politiker, einer Partei, einem Unternehmen oder einer ganzen Brache zu füllen. So können wir Eigenverantwortung aus dem Weg gehen, die Krise verteufeln und emotionalen Druck sowie kognitive Dissonanz reduzieren. Die Suche nach einem Sündenbock ist also erst einmal normal und funktional für uns, unabhängig von einer moralischen Bewertung. Sie ist aber kein wirklicher Umgang mit der Krise selbst. In Unternehmen oder ganzen Gesellschaften wird die Suche aber zur Gefahr, wenn wir uns diesem ersten Impuls zu lange und intensiv hingeben. Wenn die Suche nach Schuldigen wichtiger wird als die Lösung, lähmen wir uns selbst.1
  2. Ist es wichtig, zu versuchen genau zu verstehen was Krisen eigentlich sind und welche Rolle sie in unserer modernen Gesellschaft einnehmen.

    Unsere Gesellschaft ist funktional getrennt, wir besitzen mit Justiz, Wirtschaft, Religion, Politik etc. ein riesiges Maß an Komplexität. Zusätzlich hat jedes Individuum in westlichen Kulturen ein hohes Maß an Freiheitsgraden, welche wir uns über Jahrhunderte gesellschaftlicher Entwicklung erarbeitet haben. Die Trennung und die Freiheit sorgen für Funktionalität, Effizienz und Synergien. In dieser Komplexität sind aber bei weitem nicht alle Beziehungen harmonisch, sondern sogar oft paradox, da eine unendliche Anzahl von Interessen und Logiken täglich kollidieren.

    Die Wirtschaft beispielsweise richtet grundsätzlich alles auf den ökonomischen Erfolg aus. In kurz: Sie definiert wem, was, wann gehört.

    Die Wirtschaft erzeugt dabei erst viele Freiheiten, die wir genießen und das durch eine gigantische Auswahl an Konsumoptionen, gleichzeitig erzeugt sie aber auch Probleme durch z.B. Ausbeutung und Schadstoffe. Diese Probleme sind nicht marginal und stehen in vielen Widersprüchen zu dem Wohlbefinden und der Existenz von Menschen und Natur, sowie zur Moral. Die Entscheidungen innerhalb der Wirtschaft, welche anhand der Funktionslogik geschehen, können also große Konsequenzen auf andere Systeme und Individuen haben. Diese sowohl positiven als auch negativen Wechselwirkungen werden durch eine stetig weiterwachsende funktionale Differenzierung komplexer und häufiger und können sich teilweise zu gesamtgesellschaftlichen Krisen entwickeln. Dies ist sehr ernst zu nehmen und hat für viele Menschen ganz konkrete und dramatische Folgen (z.B. Finanzkrise, Klimakrise). Dieses hohe Maß an Freiheitsgraden und Komplexität sind damit Voraussetzung moderner Gesellschaft und Risiko zugleich.2

    Krisen sind daraus abgeleitet ein dauerhafter und auch konstituierender Teil unserer Gesellschaft.3 

 

 

Um also nun einen nachhaltigen Umgang mit Krisen zu ermöglichen gilt: „Wer leugnet, verliert.“4  Wir müssen Krisen als natürliche Konsequenz eines nützlichen, aber auch schädlichen Spannungsfelds anerkennen. Und weiterführend liegt…


„…der goldene Schlüssel in der Betrachtung und Akzeptanz der Ist-Situation und damit in der Anerkennung einer bereits stattgefundenen Veränderung, die sich nicht mehr zurücknehmen lässt.“5

Diese Akzeptanz erzeugt erst wieder genug Freiheit für das eigene Handeln, außerhalb des bereits Bekannten und der Sündenbocksuche. So kann eine nachhaltige Krisenbewältigung beginnen. Wir meinen aber nicht, dass Sie die Krise willkommen heißen oder gar beklatschen sollen, denn sie stellt ein ernsthaftes Problem dar. Sie sollten diese aber sowohl strukturell als auch emotional analysieren, sich verschiedener Blickwinkel der Beteiligten bewusstwerden und das mit dem Wissen über die Dynamiken einer Krise. Denn nur so können Sie langfristige Strategien entwickeln, welche auch wirklich auf einer realistischen, durchdachten und ungeschönten Darstellung des Ist-Zustandes basieren.6

 

Und solche Strategien haben nun mal die besten Chancen auch aufzugehen.

Quellen:
 

 [1] Vgl. Klinkhammer, M., et al. (2018) Change Happens. Veränderungen gehirngerecht gestalten. 36f

 [2] Vgl. Ebda. 37ff

 [3] Vgl. Ebda. 37

 [4] Ebda. 39

 [5] Ebda. 39

 [6] Vgl. Ebda. 39f

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