Ungeführt - Führung jenseits der Ein-Personen-Helden-Logik

Ein Einblick mit Lothar Wüst:

"Eine gute Führungskraft muss X und Y können, dann machen die Leute auch mit!"

Diese Ein-Personen-Helden-Logik ist Lothar, einem unserer Geschäftsführer, erst neulich wieder begegnet:

„Letzte Woche hatte ich ein faszinierendes Gespräch im Rahmen eines Workshops mit einer Person, die für die Erstellung eines Führungsleitbildes im Unternehmen zuständig ist. Sie erklärte mir sehr ausführlich, was Führungskräfte zu können haben. Die Liste an wünschenswerten Fähigkeiten und Eigenschaften wurde immer länger. Es ergab sich eine reichhaltige Sammlung an Kompetenzen und Charaktermerkmalen, die eine "gute Führungskraft" besitzen sollte. Wenn das alles vorhanden wäre, dann würde Führung hier im Unternehmen auch gut funktionieren und wir hätten all die Probleme nicht.

In den Ausführungen wurde ausgeblendet, dass es sich beim Führen um einen wechselseitigen sozialen Prozess handelt und nicht um die Fähigkeit einer einzelnen Person. Führung braucht Gefolgschaft. Es war auch keine Rede von Strukturen oder Prozessen, die Führung erzeugen oder verhindern können.

Die direkte Kommunikation zwischen Führungskräften und Mitarbeiter:innen ist nur eine Art von Führung. Strukturen und Prozesse haben ebenfalls Führungsfunktionen.

Spannenderweise liegt bei sorgfältiger Betrachtung des erwähnten Unternehmens ein massiver Handlungsbedarf genau bei solchen Strukturen und Prozessen im Kontext von Führung vor. Im gleichen Maße wie die Diskussion dazu in dem Unternehmen tabuisiert wird, steigen die formulierten Ansprüche an die Führungskräfte. Diese Korrelation hat mich neugierig gemacht, und die werde ich weiter auch bei anderen Kunden beobachten und nutzbar machen.“