April 2022 Consulting

Ungefährlich - Oh, wie schön ist Panama?

Letztes Jahr ist Janosch 90 Jahre alt geworden. Wir haben uns deshalb noch einmal das wohl berühmteste seiner Bilderbücher, „Oh, wie schön ist Panama“, angesehen – und mussten feststellen, dass man dabei einiges über Change-Management lernen kann.


Etwas nachträglich zum Jubiläum also zurück in die Kindheit und kurz rekapituliert, was noch gleich die Handlung war: Der kleine Bär und der kleine Tiger (inklusive Tigerente) brechen von ihrem Zuhause aus auf, um nach Panama, in „das Land unserer Träume“, zu reisen. Dabei brauchen sie sich „vor nichts zu fürchten!“ Denn sie sind ja stark wie ein Bär und stark wie ein Tiger. Bei ihrer Reise treffen sie einige andere Tiere, die sie noch nicht kennen. Und bei Hase und Igel sitzen sie auf einem Plüschsofa, in das sie sich sofort verlieben. Da sie jedoch bei jeder Gelegenheit links abbiegen, kommen sie nach ihrer Reise wieder bei sich zuhause an. Zurück in der Heimat, die sie nun aus einer anderen Perspektive betrachten, halten sie diese für Panama und sind überglücklich, in diesem Land ihrer Träume sesshaft werden zu können. Ihnen fallen auch einige Alterserscheinungen an ihrem Häuschen auf, sodass sie es renovieren. Und weil sie auf ihrer Reise bei Hase und Igel in den Genuss des Plüschsofas gekommen sind, kaufen sie sich selbst auch eines. Ihre Rückkehr zum Ausgangszustand geht also mit neuen Inspirationen und Erfahrungen einher – mehr als ein Einkaufsbummel war das allemal!


Aber dann gab es ja gar kein Change, meinen Sie? Richtig! Zumindest gab es keine umfassende Umstrukturierung, es gab keine Konflikte, die zu bewältigen wären, alles ging ganz von alleine und das Ende war effektiv ein sanierter status quo. Andererseits würde diese Sichtweise die zentrale Dimension dieser Geschichte ignorieren: die emotionale. Denn am Anfang der Geschichte stand der Wunsch nach Veränderung. Im Fall von Tiger und Bär ein rein positiver, denn sie fanden eine Kiste, die nach Bananen roch, und wollten in das Land, aus dem die Kiste kam. Genauso kann am Anfang eines Aufbruchs in einen Change-Prozess ein Schmerz stehen, ein Gefühl, das überwunden werden soll.


Was in beiden Fällen zählt, ist, den Aufbruch zu wagen. Die Lehre, die sich bei Janosch wiederfindet, ist die, dass der Aufbruch auch zum status quo zurückführen kann, ohne umsonst gewesen zu sein. Für den Alltag mag das altklug klingen – nichts Neues, schreib’s dir auf ’ne Tasse. Im Berufsleben hingegen ist es eine selten gewürdigte Erkenntnis. Das verkaufte Programm ist nicht nur erfolgreich, wenn am Schluss eine „neue Welt“ dasteht. Es kann mindestens so sehr als Erfolg gewertet werden, nach einem gründlichen Hinterfragen des status quo bei demselben – oder einem ähnlichen – herauszukommen. Wichtig ist, dass im Anschluss klar ist, warum es so ist, wie es ist. Das Neue an der alten Situation ist dann, dass man sich bewusst für sie entschieden hat, statt sich ihr ausgeliefert zu fühlen. Das stärkt Identifikation und Selbstwirksamkeit.


Als Change-Berater:innen freuen wir uns sicher darüber, wenn sich etwas bewegt – wenn die eigene Arbeit Wirkung zeigt und zu neuen Impulsen und Ergebnissen führt. Diese Lust an unserer Arbeit verleitet uns aber nicht dazu, einen Wandel mit Biegen und Brechen umzusetzen. Stattdessen muss es um die Bedarfe und Bedürfnisse unserer Kund:innen gehen. Diese wirklich ernst zu nehmen, versetzt uns jedoch in eine riskante Lage. Denn am Anfang eines Auftrags können wir nicht wissen, was am Ende passieren wird.

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